Geschichte des Nordkamps
(Plippenbarg)

Um 1800 beginnt die Geschichte der Besiedlung des Nordkamp. Wenn man sich fragt, warum die ersten Siedler diese Stelle ausgesucht haben, muss man sich zurück versetzen, in die Zeit und die Gegebenheit dieses Ortes.
An dieser Stelle waren Kämpe vorhanden, die der Viehhaltung und dem Plaggenstich (Plippen oder Plitten) dienten. Deshalb bekam dieser Raum den Namen Nordkamp oder der vordere, an den Esch grenzende Teil, auch "Plippenbarg oder Plittenbarg". Die Plaggen, die man hier durch Abstechen gewann, dienten zusammen mit Schafdung zur Düngung des Börger Esches, da Kunstdünger nicht vorhanden und bekannt war.
Es war die Zeit der großen Heiden und der Schafhaltung. Bis zu 30 Schafbauten standen Dach an Dach zweireihig am Nordrand des Esch vor den Nordkämpen. Für den Reisenden, der solche Schafställe sah, wirkten sie wie unwirkliche Dörfer, die, sah man sie am Tag, verlassen waren. Mehrere solcher Schafdörfer gab es in der Börger Mark (Nordkamp, Dosfeld, Vor dem Wohld sowie Windhöge). Heute kaum noch vorstellbar zogen damals von den Nordkamper Ställen Tausende von Schafen täglich über die Sanddrifft in die Westerquartiere von Börger. Ihr Ziel waren die Heiden vom großen Westerberg, Schopenberg und Klöber. Die Schafhaltung war die Haupterwerbsquelle des Hümm-ling Bauern und brachte durch Verarbeitung der Wolle den Lebensunterhalt. Die Eschwirtschaft sowie Weideviehwirtschaft diente fast ausschließlich der Eigenernährung.

- Wer kennt nicht das Bild des strickenden Schäfers, der früher überall auf dem Hümmling zu sehen war. -

Es muss imposant gewirkt haben, wenn der Schäfer in sein Horn blies, um die Schafe zum Austrieb zu locken und die Herden sich sammelten und von dannen zogen, oder wenn die Heidschnucken wieder zurückkamen und die Sammelherden sich auflösten und jedes Schaf seinen Stall kannte. Nach Feierabend oder bei den Schafen, (wie auf dem Bild zu sehen) aber auch abends am Herdfeuer, war der Hümmlinger damit beschäftigt, die Wolle zu verarbeiten. Spinnen, krassen, weben und dann zu Strümpfen, Hemden (Wam), Schals oder in den Walkemühlen zu Paei (Wollfilzstoff) zu verarbeiten. Fahrende Händler (Strumphändler - Kiepenkerle) verkauften dann diese Waren in den norddeutschen Hafenstädten oder auf Märkten in Osnabrück oder Münster bis hin zum Rheinland. Warme Wollkleidung war auf Handels- und Kriegsschiffen beliebt und gefragt. Norddeutsche Wollprodukte wurden zur damaligen Zeit schon in ganz Europa gehandelt und Archäologen fanden diese rund um den Erdball wieder. Stellmaoker Fawer, Walkemüller, Schnieder sind Berufe, die mit der Schafhaltung in Verbindung stehen.

Mit Fug und Recht kann man sagen, dass der Nordkamp einst einmal ein Ort war, der für Börger große wirtschaftliche Bedeutung hatte. So ist es kaum verwunderlich, dass der Erbhof Schütten kurz nach 1800 aus dem engen Dorfinnenbereich hierhin verlegt wurde. Später als sich auch die Brinksitzer mehr Selbstbestimmungsrechte erkämpft hatten, kamen weitere Höfe auf dem Nordkamp bzw. Wittenkamp hinzu. Heinrich Jansen/Lucksin, Franz Piggen, Josef Klaas/Kloas-Joop sowie Johann Krömer/Taijan siedelten in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts.